Vortrag „Perspektiv-Wechsel gehört zum Leben“

Im Rahmen des 25jährigen Jubiläums der „Ökumenischen Hospizhilfe Südliche Bergstrasse“ folgte, mit Bezug zu der Foto-Ausstellung „Blickwinkel ändern“ im Rathaus Wiesloch am Donnerstag den 11. April ein Vortrag im Katholischen Pfarrheim Malsch, wo Josef Eisend, 1. Vorsitzender des Vereins,  zu  dem Thema „Perspektiv-Wechsel gehört zum Leben von der Geburt bis zum Sterben“, referierte.

Ganz gleich, ob man sich von oben oder unten, von hinten oder vorn betrachte, sich in Bildern der Vergangenheit wiedererkenne oder sein Innenleben bedenke, immer sei Perspektiv-Wechsel mit im Spiel. Grundsteine solch alltäglicher Erfahrung und Notwendigkeit lägen in Fähigkeiten von Vertrauen, Denken und Beziehung. Von Geburt an entfalte der Mensch, meist unbewusst, einen beständigen Perspektiv-Wechsel im Alltag.

Eisend betonte wie wichtig, ja sogar lebensnotwendig Personen des Vertrauens für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung sind. Nur so könne sich beispielsweise das ursprüngliche Grundvertrauen des Kindes zu seinen Eltern, wie auch in Freund- und Partnerschaft vertiefen und erweitern. Beim Meistern schwieriger Situationen und in Krisen würden sich dann Gemeinschaft und gemeinsame Ziele bewähren. In solchen Beziehungen seien stetig Herz und Kopf mit im Spiel, was das Leben bereichere, aber auch einengen und zerstören könne. Gefühlter wie gedanklicher „Perspektiv-Wechsel“ zwischen dem Ich und dem Du seien also stete Lebensbegleiter.

„Eine besondere Gewichtung finden solche Vorgänge im „Paradigmen-Wechsel“, wenn es um Grundeinstellungen beim Denken oder im Leben geht. Bildet sich eine Lebenseinstellung individuell und persönlich aus, bedarf sie der Beziehung in der Verarbeitung und Umsetzung mittels Wort, Gespräch oder in der Kommunikation.“ Dies alles spiele sich meist im Kopf ab. So ordnet Eisend auch den Glauben als menschliche Denkweise und als Gegenüber zum Wissen zu. Denn auch hier handele es sich primär um ein Beziehungsgeschehen, das seit altersher dem Menschen zueigen sei und von ihm gebraucht werde.

So sieht der Referent das Juden- und später das Christentum in der „entwicklungsgeschichtlichen“ Beweisführung als biblischen Glauben. Dieses existentielle Beziehungsgeschehen zwischen Mensch und Gott habe somit eine Kultivierung durch Ritus, Gesetze und Lebensalltag erfahren, der bei Jesus Christus einen abermaligen Paradigmen-Wechsel offenbare.

Während man sich im Judentum von Geburt an im auserwählten Volk daheim und in der Treue Jahwes auf Leben und Tod verbunden fühlt habe, dachte und deutete man sich nach Jesu Tod von der Auferstehung her neu. Das Jesu Ich-Du-Verhältnis in der Beziehung zum göttlichen „Abba-Vater“ bestimmte dabei im Glauben eine individuelle und persönliche Wirklichkeitssicht mit neuer Erlebnis- und Entwicklungsperspektive. In Jesus Christus ergänzte sich somit biblisch die bisherige jüdische Perspektive mit der neuen christlichen.

Der Menschensohn vergegenwärtige in Jesus als Gottessohn Gottes Gegenwart und Geheimnis. Menschliches Denken im Glauben ergänze sich mit einem neuen, differenzierten Denken von Tod und Auferstehung. Christen sei daher im Glauben ein Denken zu eigen, das mit Perspektiv-Wechsel zu tun habe und demgemäß die Lebenswirklichkeit zu meistern suche. Für Eisend gehört Glauben als Denkmethode menschlichen Bewusstseins existentiell zum Leben.

Mit einem „Stachel“ im Hinblick auf  Europa und die Kirche schloss er seinen anspruchsvollen und teils philosophisch geprägten Vortrag: „Die europäische Gesellschaft soll in der vertraglichen, wie verfassungsmäßigen Umformung ohne Glauben und Religion weiterententwickelt werden, und der Machtanspruch der Kirche in Stellvertretung Gottes scheint mehr und mehr ohne Glauben funktionieren zu müssen.“ Karfreitag und Ostern seien somit markante Tage für diese gedankliche Erinnerung und geistliche Vergegenwärtigung im Glauben.