Ein letzter Wunsch kann Wirklichkeit werden – ASB stellt Wünschewagen bei der Hospizhilfe vor

Ein letzter Wunschtraum, zu dem einem das Leben eigentlich keine Zeit mehr lässt, kann vielleicht doch noch in Erfüllung gehen. Noch einmal einen bestimmten Ort besuchen, weit entfernt wohnende Freunde oder Verwandte treffen, an einem besonderen Ereignis teilnehmen. Das Team des Wünschewagens des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) hat schon viele dieser letzten Herzenswünsche Wirklichkeit werden lassen.

Die Idee des Wünschewagens hat ihren Ursprung in den Niederlanden. Ein Mitarbeiter des ASB hatte bei einem Urlaub in Israel eine Begegnung mit einem Wünschewagen und war davon derart begeistert, dass er anregte, dieses Projekt auch in Deutschland einzuführen. Vorreiter war dabei der ASB Ruhr e.V. Inzwischen sind deutschlandweit 18 Wünschewagen im Einsatz. Seit 2016 gibt es auch in Baden-Württemberg einen mit Standort Mannheim und seit dem vergangenen Jahr einen zweiten mit Standort Ludwigsburg. Die Idee hat sich der ASB patentieren lassen.

In der vergangenen Woche stellten Herwin Hademeck von der Leitung des ASB Mannheim und der ehrenamtliche Mitarbeiter Daniel Maier das Konzept bei der Ökumenischen Hospizhilfe Südliche Bergstraße e.V. vor. Das Fahrzeug ähnelt auf den ersten, flüchtigen Blick einem normalen Krankenwagen, wären da nicht die weißen Sterne auf weißem Grund und die Aufschrift „Wünschewagen“. Dann fällt die Rundumverglasung auf. Von außen nicht einsehbar, ermöglicht sie dem Fahrgast jedoch eine Aussicht nach allen Seiten. Die technische Innenausstattung mit Versorgung für Sauerstoff und dergleichen ist mit der  eines Rettungswagens identisch. Die Liege komfortabler gepolstert, die Beleuchtung kann in verschiedenen Farben eingestellt werden und kleine LED Leuchten zeigen an der Decke das Sternenbild des Großen Wagens.

Inzwischen konnten die Mannheimer 41 Herzenswünsche unterschiedlichster Art erfüllen. Fahrten an die Ost- oder die Nordsee, bei einer Hochzeit von Verwandten dabei sein, noch einmal an den Ort der Kindheit zurückkehren und das Elternhaus sehen, ein Konzert besuchen, von einem Berg aus einen Sonnenuntergang in den Alpen erleben. Auslandsfahrten können aus rechtlichen Gründen nicht durchgeführt werden. Erstaunlich zwar zu hören, dass das Durchschnittsalter der Fahrgäste, die bewusst nicht Patienten genannt werden, zwischen 40 und 50 Jahren liegt. Bisher hatte erst einmal ein Kind ein Wunschziel.

Ist der Wunsch beim ASB eingegangen, folgt die Organisation. Es muss eine Bescheinigung des behandelnden Arztes vorliegen, dass die Fahrt medizinisch unbedenklich ist. Viele Fragen sind zu klären. Muss der Gast liegend oder kann er sitzend transportiert werden? Wie sind die Gegebenheiten vor Ort? Wie sind beispielsweise die Gebäude zugänglich, gibt es einen Fahrstuhl? Da alle Fahrten mit ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern durchgeführt werden, folgt die Freiwilligen Organisation von Fahrer und pflegerisch oder medizinisch ausgebildeter Begleitperson. Derzeit sind im Bereich Metropolregion Rhein-Neckar 70 Personen für den Einsatz mit dem Wünschewagen geschult.

Doch, so berichtete Hademeck, würde es vielen Menschen, die zwar um ihren bevorstehenden Tod wüssten, schwer fallen einen Wunsch zu äußern. Nicht zuletzt aus dem Bewusstsein heraus, dass es sich um die letzte Reise handelt. Es sei auch oftmals festzustellen, dass sich zu Beginn der Fahrt eine Hochstimmung einstelle und auf dem Rückweg eine eher depressive Stimmung herrsche. Dennoch empfahl er, nicht zu lange zu zögern und den Wunsch frühzeitig zu äußern. In einigen Fällen, sei es leider vorgekommen, dass der oder die Betroffene verstorben sei, ehe der Wunsch erfüllt werden konnte. Der ASB Wünschewagen wird durch Spenden finanziert. Er ist für den Fahrgast und eine Begleitperson kostenlos.

Für Ute Nohe, Leiterin der Ökumenischen Hospizhilfe, und zahlreiche Hospizbegleiterinnen war es eine höchst interessante und informative Veranstaltung, für die sie den Referenten ihren allerherzlichsten Dank aussprach.

Informationen zum Wünschwagen und Kontaktaufnahme: telefonisch 0621-7270744, per Fax 0621-7270790 oder E-mail: wuenschewagen@asb-rhein-neckar.de

Text Irmgard Mittenzwey, Foto Mona Wirth